8.März Weltfrauentag – Jetzt sind die Männer dran!

Wenn man heutzutage über etwas schreiben will, dann googelt man ja erstmal drauflos. Und was findet man als ersten Eintrag zum Weltfrauentag noch vor den Erläuterungen von Wikipedia:

Extra zum Weltfrauentag – Opel ADAM zu gewinnen‎

So sorgt Opel für die Powerfrau. Ein Adam für die Eva. Übrigens hat der Aufsichtsrat von Opel 21 Mitglieder. Davon sind zwei weiblichen Geschlechts.

Doch kommen wir zurück nach Ganderkesee. Hier ist vielleicht das VHS Programmheft eine Quelle der Information darüber, was Frauen so bewegt oder wie sie bewegt werden sollen. Denn Ganderkesee hat eine Gleichstellungsbeauftragte. Sie ist zugleich Fachbereichsleiterin in der VHS und „Ihre Ansprechpartnerin für Gesundheit, Ernährung, Frauenbildung und Bildung für Menschen mit Handikap“. Es gibt auch vier Seiten im aktuellen Programmheft unter der Überschrift Gleichstellung, Farbgebung Lila. Erste Seite: „Yoga im Harz – Antistresstage für Frauen“ und „Atempause“ Atemtechnik für Frauen. Es folgen Angebote wie Kanutour, Gesprächskreis und noch einige Widereinstiegsseminarangebote der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft im Landkreis Oldenburg. Vor allem ganz wichtig: Frau muss in der Entscheidungsfindung gestärkt werden: „Entscheidungen für den beruflichen Neustart zwischen Kopf, Bauch und Zeitdruck – sicher und souverän treffen“.

Andere Quelle: Schaut man sich mal in der Bloggerszene um, dann entdeckt Mann, dass Frau (leider) noch ganz andere Probleme hat. So schreibt eine Mutter, die arbeiten will, nachdem sie mal wieder eine Absage erhalten hat: „Gar nichts läuft. Egal welches Familienmodell. Egal ob Familie und Freunde in der Nähe. Egal ob Alleinerziehend (obwohl das nochmal zusätzlich hart ist) oder nicht. Unser System ist nicht für Familien gemacht. Oder andersrum: Wir Familien passen nicht mehr in dieses bescheidene ach so soziale und gar nicht familienfreundliche System und das geht mir so dermaßen auf den Zeiger.“ (https://gluckeundso.de/unser-system-funktioniert-nicht-mehr/)

 

Nicht ausreichende Betreuungszeiten in den KiTas, verständnislose Arbeitgeber und Kollegen, wenn das Kind plötzlich krank wird, Vorwürfe, frau sei nicht flexibel genug für diesen Arbeitsplatz etc. Dieses kann ich in den Blogs lesen. Gewiss, es hat Fortschritte gegeben. Schauen wir nach Ganderkesee: In den siebziger Jahre gab es noch keinen Ganztagsplatz, keine Krippe, keinen Hort. Mit Spielkreisen versuchte man der Nachfrage nach Kinderbetreuung gerecht zu werden. Das änderte sich dann ganz langsam im Lauf der nächsten Jahrzehnte. In den achtziger Jahren gab es nach den acht Wochen Mutterschutz nur die Entscheidung: Zu Hause Bleiben oder voll weiterarbeiten. In der Regel blieb dann die Frau zu Hause und der Mann ging arbeiten, er verdiente ja auch mehr.

Da sind wir heute doch schon weit gekommen: Bei einer Facebook – Umfrage in Ganderkesee (November 2015) wurde nicht über unzureichende Betreuungszeiten in den KiTas geklagt. Es wurde auch auf die vorhandenen Früh- und Spätdienste, auf die Notdienste auch in den Ferien verwiesen. Ein echter Fortschritt. Auch Männer haben jetzt Anspruch auf Elternzeit und manche Väter nehmen sie auch. Alles gut?

Es hat sich viel verbessert. Aber der graue Alltag sieht auch hier so aus: Ansprüche der Arbeitgeber und der Kollegen sind häufig nicht mit den Ansprüchen von Kindern unter einen Hut zu bringen. Ich will das gar nicht weiter ausführen. Das ist in den Familienblogs alles nachzulesen: http://www.halbesachen.net/berufstaetige_muetter/ Das ist nur ein Beispiel.

In meiner Generation höre ich noch vielfach die Aussage: Warum haben diese jungen Mütter überhaupt ein Kind bekommen, wenn sie keine Zeit dafür haben? Das Perfide an dieser Aussage ist, dass in der Regel gemeint ist: wenn die Frau keine Zeit dafür hat. Der Mann spielt da keine Rolle. „Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben“ – „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau“ (Schiller, Die Glocke). Dieses doch schon recht alte Rollenbild lebt immer noch. Hat man nicht aber den Frauen gesagt: Erobert euch die andere Hälfte des Himmels? Wenn es nicht der Himmel sein wird, so bewahrt euch die Berufstätigkeit jedenfalls vor der Altersarmut. Und sie haben gelernt, Berufsabschlüsse gemacht, angefangen zu arbeiten. Wie aber geht es weiter, wenn dann auch Kinder zu versorgen sind? (Auch das fordert die Gesellschaft ja immer noch!) Dann sind wir plötzlich wieder bei Schiller. Das kann es ja doch wohl nicht sein.

Es gibt eine „Initiative neue soziale Marktwirtschaft“. Ein „überparteiliches Bündnis“, finanziert von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie. Sie schreiben zum Thema: „500.000 Mütter wollen wieder arbeiten“:

„Unsere Forderung: Damit Eltern selbst entscheiden können, wie sie ihre Zeit zwischen Familie und Beruf aufteilen können, braucht es ein Betreuungsangebot in hoher Qualität. Dazu gehört auch, dass das Betreuungspersonal fortlaufend qualifiziert wird und die Zahl der Betreuer mit Hochschulabschluss steigt.
Erreichen die Kinder das Schulalter, beginnt für viele Eltern erneut die Suche nach einer Betreuung. Damit Eltern frei entscheiden können, ob sie ihre Arbeitszeit reduzieren oder nicht, muss auch das Ganztagsangebot stark ausgebaut werden.
Insgesamt verbesserte Betreuungsangebote würden den Frauen die freie Entscheidung ermöglichen, ihre Qualifikation am Arbeitsmarkt zu nutzen.“
(http://www.insm.de/insm/kampagne/grosse-aufgaben/familie-und-beruf.html )

Eine berechtigte Forderung, der sich viele Menschen / Familien anschließen können. Dass sie damit aber nur die halbe Wahrheit beschreiben, das steht da nicht. Es ist nicht nur die Entscheidung der Frauen, sondern der Eltern, wie sie „ihre Qualifikation am Arbeitsmarkt besser nutzen“. Es müssen nicht nur bessere Betreuungsangebote geschaffen werden. Arbeitgeber wollen die Arbeitskräfte, dann müssen sie sich ändern. Das werden sie nicht freiwillig tun. Arbeitgeber und Kollegen müssen eine neue Sicht der Dinge entwickeln. Da schweigen sie lieber. Und deswegen:

Jetzt sind die Väter dran.

Sie müssen offensiv ihre Rechte als Väter wahrnehmen. Die Arbeitgeber werden nur da familienfreundliche Arbeitsplätze einzurichten, wo sie dazu gezwungen werden, entweder durch gesetzliche Regelungen oder durch wirtschaftliche Notwendigkeiten.  Die Chancen auf Veränderung der Arbeitswelt sind gar nicht so schlecht. Wenn überall der Fachkräftemangel beschworen wird, dann ist es Zeit, dass die Fachkräfte, in diesem Fall die männlichen, ihre Angst vor dem Karriereknick, ihre Angst vorm schief angesehen werden, weil sie sich schon wieder um das Kind kümmern, verlieren und ihre Forderung im Betrieb nach längerer Elternzeit stellen, sich mit dem kranken Baby zum Arzt begeben, das Meeting halt erst beginnen kann, wenn das Kind in den Kindergarten geracht worden ist, oder es zu Hause einhüten, während die Mutter arbeiten geht.

Ganz nebenbei nicht nur aus eigener Erfahrung: Je intensiver man sich mit seinen Kindern beschäftigt, desto mehr Spaß hat man auch dabei.

Also Väter traut euch!

Damit die Opel AG nicht nur den Adam zum Frauentag anbietet, sondern auch familienfreundliche Arbeitsplätze!
Und die VHS in Ganderkesee bietet mal Mutmach-Seminare für Väter an!

Soviel von einem Mann zu Frauentag.

Herzlichst

Ulf Moritz

 

Infoquellen:

http://www.halbesachen.net/was-wir-tun-koennen-ein-antwortversuch/

http://www.insm.de/insm/kampagne/grosse-aufgaben/familie-und-beruf.html

https://www.facebook.com/starkundalleinerziehend/posts/1756165921285804?fref=nf

https://gluckeundso.de/unser-system-funktioniert-nicht-mehr/

http://www.regiovhs.de

http://www.stadtlandmama.de/content/gastbeitrag-von-isabelle-stillen-ja-bitte-aber-blo%C3%9F-nicht-sichtweise-und-weitere-skurrile

 

 

2 Gedanken zu „8.März Weltfrauentag – Jetzt sind die Männer dran!“

  1. Hallo Ulf,

    interessanter Beitrag von dir als Frauenversteher. Irgendwie hat sich so grundsätzlich nicht so ganz viel geändert im Vergleich zu der Zeit, als wir die jungen Väter und unsere Frauen damals sehr bewegt waren. Mehr Spaß hats denen gemacht und mehr frauenpolitische Zukunft lag vor ihnen, so scheint es mir, wenn ich die jüngeren Frauen in meinem Umfeld richtig wahrnehme und interpretiere. Ich hoffe, ich irre mich.
    Joachim

    1. Hallo Joachim,
      den Frauenversteher lassen wir mal weg. Ich dachte das wäre Opel! 🙂 Ich glaube schon, da ist was dran an dem, was schreibst. Mehr frauenpolitische Zukunft weil die gesellschaftlich gebotenen Hilfestellungen weniger, weil aber auch schneller Erfolge zu sehen waren. Heute gibt es schon wesentlich mehr Möglichkeien für junge Familien. Mir scheint es so, dass ein Problem der Frauen , jetzt als Mütter, ist, alles gleichzeitig zu wollen und das auch noch perfekt. Das geht nicht. Hier müssen auch die Väter die halbe Last die es bedeutet, Kinder groß zu ziehen, tragen. Dazu müssen die Väter auch ihren Arbeitgebern mal unbequem werden. Das ist nicht einfach. Aber nur gemeinsam wird was draus. Herzlichen Gruß
      Ulf

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