Sie pendeln auch nach Bremen zur Arbeit, so wie viele andere Menschen aus Ganderkesee? Sie waren auch froh, als die Nordwestbahn die Strecke von der Bundesbahn übernahm, die selten (sonntags nie) und unregelmäßig fuhr? Ja, das waren goldene Zeiten, doch sie währten nur kurz. Denn dann schlug der Fachkräftemangel auch bei der Nordwestbahn zu, und die Zugausfälle und Verspätungen häuften sich.
Nun heißt es jeden Morgen beim Frühstück: Erst einmal schauen, ob die Bahn fährt oder Verspätung hat. Hat sie? Dann heute doch das Auto nehmen und spätestens in Huchting im Stau stehen. Jeden Tag ein Generve. Wie könnte das Leben doch einfach sein.
Aber nicht verzweifeln. Rettung naht. Hieß es früher beim berühmten HB Männchen: „Wer wird denn gleich in die Luft gehen?“ So heißt es heute: Wir gehen in die Luft, weil es unsere Probleme löst. Die NWZ titelte auf der Wirtschaftsseite am 16.9.19 „Dem Stau entfliegen im Volokopter“
Der grüne Ministerpräsident von Baden Württemberg adelt das neue Gerät: >“Natürlich wäre das auch für mich ein optimales Gerät“, sagte Kretschmann mit Blick auf seinen Termindruck.< (NWZ) Und für den grünen Minsiterpräsident, der gern auch mal Mercedes fährt (produziert ja im Ländchen), gibt es noch ein Argument: der Volokopter fliegt elektrisch! Und leise ist er angeblich auch, so steht es auf der Homepage des Unternehmens:
„Wenn Sie einen Volocopter live erleben, werden Sie überrascht sein, wie leise dieser ist. Da alle 18 Rotoren akustisch in einem engen Frequenzband liegen, erscheinen sie dem menschlichen Gehör nur ca. doppelt so laut wie ein einzelner Rotor. Ein Helikopter dagegen, ist mit seinem Haupt- und Heckrotor sowie der Turbine um ein vielfaches lauter. Zum Vergleich: Ein Volocopter ist bereits in 75 Metern Entfernung so leise wie ein Kleinsthubschrauber in 500 Metern Entfernung.“
Der Volokopter benötig eine komplette neue Infrastruktur. Kein Volokopter ohne Voloport, dem Flughafen für das Zu- und Aussteigen, mit Wartung und Ladestation. Liefert die Firma gleich mit.
Wer sich die ganze schöne Zukunft ansehen will, findet alle positiven Infos hier: https://www.volocopter.com/de/
Ist das die Lösung unserer Probleme mit dem Verkehr von Ganderkesee in die City von Bremen? Leise, schnell, elektrisch?
Was da von Kretschmann und Daimler Chef Ola Källenius so bejubelt wird, ist nicht die Lösung des Problems der Pendler, die ihren Arbeitsplatz in der City haben und auf dem Land wohnen. Mehr Möglichkeiten, in die City zu gelangen, werden nur dazu führen, dass mehr Arbeitsplätze in den Cities geschaffen werden. Die Menschen können ja mit Zug, Auto oder Volokopter vom Land dorthin kommen.
Mit Beginn der Digitalisierung kam der Slogan auf: Nicht Menschen sollen laufen, sondern die Daten. Der Transport von Daten ist jedenfalls wesentlich umweltschonender als ein neues Flugtaxi mit der ganzen nötigen Infrastruktur in die Welt zu setzen.
Und wer in Ganderkesee das Pendlertum verringern will, muss Möglichkeiten zum Arbeiten in Ganderkesee schaffen. Und der sollte sich vielleicht mal mit den sogenannten workspaces beschäftigen. Auch dazu schrieb die NWZ mal einen Artikel. Ist aber schon lange her (5.4.2016) und die Idee breitet sich immer mehr aus. https://www.nwzonline.de/digitale-welt/flexibel-arbeiten-das-geht-auch-hier_a_6,1,1900885122.html
Man arbeitet in einen Raum (workspace), der alles dafür Nötige wie digitale Infrastruktur, Drucker, Besprechungsmöglichkeiten etc. vorhält, in Ganderkesee. Man ist mit seiner Zentrale vernetzt. Man braucht kein Fahrzeug mehr. Oder man braucht es eben nur noch selten.
Um die Verkehrsprobleme zu lösen, sollte man etwas kreativer sein, als nur noch mehr Raum mit Verkehr zu füllen.
Herzlichst
Ulf Moritz
Hier findet man ein weiteres Beispiel für einen Coworking Space: https://www.cobaas.de/
Der NWZ Artikel: https://www.nwzonline.de/wirtschaft/stuttgart-mobilitaet-dem-stau-entfliegen-im-volocopter_a_50,5,3677047439.html
Berichte über den Erstlingsflug des Volokopter in einer europäischen Großstadt findet übrigens auch im Spiegel und einigen anderen Zeitschriften.