Friedenserziehung im Schützenverein?

Da hat der Ausschuss für Schulen, Jugend und Sport mal ein brisantes Thema oder vielleicht doch nicht? Die NWZ schrieb: „Für die Anschaffung eines neuen Schüler- und Jugendgewehrs mit Zubehör (geschätzte Kosten 1800 Euro) hat der Schützenverein Schönemoor von 1934 einen Zuschuss beantragt.Die Vorlage sah einen Zuschuss in Höhe von 360 Euro vor. Dr. Anika Hoffmann (Grüne) war damit nicht einverstanden: „Wir als Bündnis 90/Die Grünen stehen für eine friedliche Erziehung unserer Kinder und Jugendlichen“, warf sie ein.“ Das sahen die anderen Mitglieder des Ausschusses (unter anderem Timo Spille) anders und der Vorsitzende des Vereins Torben Spille hat das in einem Leserbrief (Samstag in der NWZ) noch mal erläutert: „Glaubt sie“ (Frau Dr.Hoffmann) „etwa, dass in Schützenvereinen Kriegsspiele veranstaltet werden!?“ und weiter: „Nicht zuletzt durch den strengen Rahmen des Waffengesetzes passiert in den Schützenvereinen genau das Gegenteil. Es wird Leistungssport betrieben.“

Nun finde ich erstmal spannend, dass auf das Argument, man stehe für eine friedliche Erziehung der Kinder und Jugendlichen, geantwortet wird, man betreibe Leistungssport. Den Zusammenhang verstehe ich gar nicht. Meines Wissens geht es beim Schießsport darum, mit einer Waffe ein Ziel möglichst häufig  und möglichst genau zu treffen. Und der eigentliche Zweck von Gewehren und Handfeuerwaffen ist es, auf eine Distanz ein Lebewesen zu treffen. Scheibenschießen ist eine Vorübung eben dazu.

Darüber sollte man immer mal wieder nachdenken.

Während der Zeit der großen Friedensdemonstrationen wegen des Nato Doppelbeschlusses(2) wurden auch in Ganderkesee Veranstaltungen durchgeführt, bei denen Spielzeugwaffen gegen friedliche Spielsachen eingetauscht werden konnten. Man dachte damals darüber nach, dass das  Spiel mit Waffen niemals friedliches Handeln befördern würde.

Ein weiterer Punkt zum Nachdenken sei noch angefügt: In den USA hat eine Waffenlobby dafür gesorgt, dass viele Menschen glauben: gegen Waffen in den Händen von bösen Menschen helfen nur noch mehr Waffen in den Händen von guten Menschen. In Deutschland gibt es die weit verbreitete Meinung, dass man die Zahl der Waffen strikt begrenzen muss, weil nur vorhandene Waffen missbraucht werden können. Diese Diskussion kam vor allem nach dem Amoklauf von Winnenden(3) in Gang.

Diese Dinge zu bedenken ist in jedem Falle gerechtfertigt. Der Argumentation (laut NWZ) von  Timo Spille (CDU), schließlich handele es sich hier um „einen Traditionsverein“, muss man leider entgegnen, dass eben nicht jede Traditon ungeprüft übernommen werden sollte.

Die Mitglieder eines Ausschusses dürfen mal nach dem Sinn eines Beschlusses fragen – finde ich. Oder?

Herzlichst

Ulf Moritz

 

 

(1) http://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/bildung/gewehr-sorgt-fuer-zuendstoff_a_31,1,3754578134.html

(2) Näheres zum Natodoppelbeschluss 1979: https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Doppelbeschluss. Dieser Beschluss löste die großen Friedensaktionen und Demonstrationen in Deutschland aus. Überall bildeten sich Aktionsgruppen – auch in Ganderkesee.

(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Amoklauf_von_Winnenden