Milchtankstelle in Bürstel

Genossen

Als ich das erstemal etwas von Genossen gehört habe, da waren es nicht linke Genossen, es waren die Raiffeisengenossen. Diese Genossenschaften(1) zum Vertrieb und zum Einkauf waren eine Art Notwehr gegen den großen wirtschaftlichen Druck, der auf den Betrieben lastete.  Not war – bis auf wenige Zeiten – der ständige Begleiter der Landwirte. Kleine Höfe starben und große Höfe wurden immer größer. Als ich ein Schüler war, wurden wir auf Höfe in Schleswig-Holstein gefahren, damit wir was über moderne Landwirtschaft lernen sollten. Die beiden mustergültigen Höfe waren 20 und 40 Hektar groß. Das wäre heute nicht mal mehr ein Nebenerwerbsbetrieb. Damals gab es auch noch über eine Million Betriebe, 2013 war die Zahl auf 285.000 geschrumpft.

Und heute? Die Not der Milchbauern? Die Klage führen andere viel lauter und kompetenter (?) als ich. Heute tagt der Bauernverband in Hannover. Man kann es in allen Zeitungen lesen. Alles ist gut und die Lage ist beschissen. Man brauche 100 Millionen + X und das X wird groß sein, sagt jetzt schon unser Landwirtschaftsminister. Doch ich kümmer mich lieber um mein kleines Ganderkesee. Hier kämpft jeder für sich. Über die Milchtankstelle habe ich ja schon geschrieben. Fährt man durch die Bauerschaften sieht man allenthalben solche Schilder:

Kartoffeln
Kartoffeln in Bookhorn

Da versuchen  – ich sag mal Produzenten von Lebensmitteln – ihre Produkte direkt zu vermarkten. Wir dürfen getrost annehmen, dass das nicht ihr einziger Weg ist, uns ihre Ware anzubieten. Aber offensichtlich einer, von dem man sich etwas verspricht.

Fleisch vom Hof
Fleisch direkt

Von der Milch habe ich ja schon geschwärmt. Das Fleisch vom Hof ist eines, welches nicht in der Pfanne schrumpft (Köche wissen, was ich meine!). Die Eier haben wirklich einen anderen – besseren Geschmack. Und auch bei den Kartoffeln weiß ich, wo sie herkommen. Und dabei geht es in all diesen Beispielen nicht um BIO.

eier
frische Eier vom Land

Und nun schauen wir mal auf die andere Seite: Der Konsument. Er weiß häufig nicht von dem Angebot und wenn er weiß, hat er dann Lust noch zur Quelle zu fahren (auch wenn dort meist Parkplätze genug  vorhanden sind!)?

Deshalb erlaube ich mir mal, eine Anregung zu geben und die hat wieder mit der guten genossenschaftlichen Tradition in der Landwirtschaft zu tun: Tut euch doch zusammen, mietet einen der leerstehenden Läden in Ganderkesee an – möglichst mit Parkplatz davor und stellt dort einen Milch- und Eierautomaten auf. Auch Fleisch oder Kartoffeln kann man darüber verkaufen. Unten gibt es einige Adressen (2). Und einen Artikel von kompetenter Seite (3).

Wenn auch heute in Hannover große Politik gemacht wird – bis davon etwas in Ganderkesee ankommt, das kann dauern. Dann bleibt außerdem noch die Frage, wem es wirklich hilft. Ein kleiner Vermarktungsverbund für eine Einkaufstelle in Ganderkesee wäre sicher nur ein kleiner Schritt. Er würde Kunden und Produzenten näher zusammenbringen (was bei den Biobauern und Läden schon häufig gut funtkioniert.) Und er stünde in der Tradition der Genossenschaften des Herrn Raiffeisen. Erich Kästner sagte schon: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“

Banner Landvolk
Slogan des Landvolks

Herzlichst

Ulf Moritz

 

http://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/wirtschaft/natuerliche-fuetterung-und-viel-frische-luft_a_31,0,1719635271.html
http://www.noz.de/deutschland-welt/wirtschaft/artikel/736133/bauern-wehren-sich-gegen-kritik-brauchen-keine-agrarwende#gallery&0&0&736133
http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Agrarwirtschaft/Zahl-grosser-landwirtschaftlicher-Betriebe-in-NRW-vervierfacht_article1426082035.html

  1. Mit der Gründung des Flammersfelder Hilfsvereins zur Unterstützung unbemittelter Landwirte (1848), des Heddesdorfer Darlehnskassenvereins (1864) und der Rheinischen Landwirtschaftlichen Genossenschaftsbank (1872) schuf der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888) Modelle zur Unterstützung unbemittelter Landwirte und für landwirtschaftliche Einkaufsgenossenschaften zum günstigen Einkauf von Produktionsgütern wie beispielsweise Saatgut und Düngemittel.
  2. Bei den Anschriften handelt es sich um eine nicht umfassende, willkürliche und zufällige Auswahl von Bezugsadressen für solche Automaten. Es gibt mit Sicherheit noch viel mehr.http://www.milchautomat.net/
    http://risto-milchautomaten.de/de/index.php
    http://www.industrystock.de/html/Milchautomaten/product-result-de-169967-0.html
  3. Hier gibt es noch einen Artikel dazu:
    http://www.agrarheute.com/news/ratgeber-milchautomat-direktverkauf-einsteigen