WegWeiser wohin?

Wohin soll’s gehen?

Ich habe hier schon lange nichts mehr geschrieben, weil die politische Alltagsarbeit einen ganz schön in Anspruch nimmt. Da gilt es Entscheidungen vorzubereiten, dabei widerstreitende Interessen zu berücksichtigen. Zu diskutieren und dann  irgendwann einen Beschluss mit zu tragen oder eventuell auch mit zu ertragen.  Das Problem ist ganz einfach zu beschreiben. Beispiel:

Facebook - eintrag
Der Kommentar in Facebook

Ich schreibe für die SPD einen Presseartikel darüber, dass wir über dem riesigen – aber hoffentlich auch vorübergehenden – Problem der Pandemie den Klimaschutz nicht vergessen sollten. Kommentar auf Facebook dazu: „Bauland fehlt“.

Ein Kommentar, den ich immer wieder höre. Wir müssen Bauland ausweisen. Die Nachfrage nach Land für das eigene Haus im Grünen ist schier endlos.

Anderes Beispiel: Flurbereinigung Welsetal. 2018 / 2019 hat es hier Gespräche gegeben, um den Zustand der Felder und Wege sowie der Welse selbst zu verbessern. Dazu hätten die Landwirte einen 10 Meter breiten Streifen links und rechts der Welse abtreten müssen, natürlich nicht entschädigungslos, damit die Welse, die in einem schlechten Zustand ist, ein Stück weit renaturiert werden könnte. Das haben sie abgelehnt. Die Begründung: Sie können es sich nicht leisten, soviel Land abzugeben. Sie brauchen es für ihre Betriebe.

Die Welse - begradigt
Die begradigte Welse

Das Paradoxe: Immer wenn es in letzter Zeit darum ging, dass Flächen bebaut werden sollten, waren es die Landwirte, die dieses Land besitzen und zugleich veräußern wollen. Siehe die Diskussion in Elmeloh.

Drittes Beispiel: Da ist ein großes Baugebiet ausgewiesen, erschlossen und wird nun bebaut. Viele Einfamilienhäuser, aber auch zwei Mehrfamilienhäuser. Die sind verständlicherweise etwas größer. Konnte man auch den Planungsunterlagen entnehmen. Es sollten nämlich auch bezahlbare Mietwohnungen geschaffen werden. Schon erhebt sich Protest, solche Häuser wolle man nicht nebenan.

Auch im Bereich alter Bebauung wird jeder Neubau skeptisch gesehen. So schrieb die NWZ am 10.5.2019


Ortsentwicklung In Ganderkesee

„Das Dorf verliert seine Identität“

Zwei 82-Jährige machen sich gegen verdichtete Bebauung und Flächenversiegelung stark. Das Elf-Parteien-Haus am Fahrener Weg sei nur ein Beispiel für die Fehlentwicklung Ganderkesees.


Die Probleme: Der Boden ist knapp. Landwirte wollen ihn bewirtschaften. Bauwillige wollen ihn bebauen, Naturschützer wollen ihn von Nutzung freihalten. Und um Steuern zu generieren, mit denen die Schulen, KiTas und Straßen finanziert werden, braucht die Gemeinde Gewerbe und Arbeitsplätze, welche wiederum Infrastruktur benötigen. Ich könnte noch mehr auflisten.

Wachstum ohne Ende?

Wir müssen jetzt endlich mal überlegen, wohin wir eigentlich wollen. Wie viel Land wollen wir unter Schutz stellen, wie viel davon bebauen oder bewirtschaften? Die Fläche von Ganderkesee ist begrenzt: 138,26 Quadratkilometer. Was wir dem einen geben, müssen wir dem anderen wegnehmen.  Wie viele Einwohner soll Ganderkesee mal haben und wie soll dieses Ganderkesee mal aussehen?

Eine Leitbilddiskussion wurde in der Vergangenheit gelegentlich gefordert, aber immer verweigert. Wir kommen aber nicht drumherum, wenn wir nicht einfach nur weiterwurschteln wollen. Hier ein oder zwei Häuschen, hier eine Wallhecke, hier einen Fahrradstreifen, dort einen neuen Wirtschaftsweg oder eine kleine Erweiterung des Gewerbegebietes?

Wer nicht weiß wohin er will, muss sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt. Ein weiser Spruch von Mark Twain. Demnach müssen wir unser Ziel festlegen. Fragst du die Bürger, sagt jeder was anderes. Da nützt der schönste Spruch im Bürgermeisterwahlkampf nichts. Politik muss sich entscheiden – im Dialog mit den Bürgern. Wir müssen in all den Widersprüchen einen ganz speziellen Weg finden. Auf Landesebene hat die Regierung einen „Niedersächsichen Weg“ geschaffen. Hier werden die Interessen von den sich ziemlich feindlich gegenüberstehenden Landvolk und der NaBu zum Ausgleich gebracht.

Daher lasst uns aufbrechen, einen „Ganderkesee’r“ Weg zu finden. Einen Weg, der beschreibt, was aus Ganderkesee werden soll und wie wir in festzulegenden, überprüfbaren Schritten dort hinkommen.

Damit wir uns nicht verlaufen.

Herzlichst

Ulf Moritz

 

 

 

3 Gedanken zu „Wohin soll’s gehen?“

  1. Richtig, richtig. Ohne geplante Grünflächen wird es halt irgendwann grau.

  2. An Politikern wird immer gemeckert -Das bleibt so. Andererseits erwartet man von ihnen mehr Wissen und Weitblick. Zm Beispiel was denn nun mit dem Klimawandel ist. Wann der denn nun kommt und warum sich fast niemand auf der Welt darum kümmert. Vor 2Wochen ist bei dem Sturm ein deutsches Dorf ziemlich zerzaust worden und laut ARD ca 45 Tornados registriert worden. Aber nur 2 Tote. Politiker müssen dafür sorgen, dass man rechtzeitg Bescheid bekommt und die Turnhalle tornadofest ist. Und dass man hinterher sein Haus ersetzt bekommt.

  3. Wenn jeder nur an sich denkt, kommen wir alle gemeinsam nicht weiter. Viel Erfolg beim Ganderkeseer Weg!

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