Autos Autos Autos. Ich bin ja selbst Autofahrer. Auf dem Land gibt es auch wenig Alternativen, wenn man viel unterwegs sein muss. Dennoch denken viele Menschen daran, dass es Zeit wird, etwas zu ändern. Wenn ich die Zeitungen aufschlage, glaube ich aber kaum, dass es in der Gesellschaft ein Umdenken gibt. Wie schreibt der Spiegel über die neuen Präsentationen der Autofirmen: „Von SUV-Scham keine Spur. Viele Hersteller bocken auch das letzte Auto im Portfolio auf.“
Und keiner weiß, wohin mit der ganzen Blechlawine: „LKW- Fahrer bleiben unter Druck“ schrieb die NWZ auf ihrer Ganderkesee Seite am 30.10. Zu wenig Parkplätze für die Massen von LKW an der Autobahn. (Die Waren gehören aber auch auf die Schiene!) Auch in Ganderkesee selbst wächst der Autoverkehr. „Rushhour“ im Ortskern ist leider keine Übertreibung mehr. Pendler nach Delmenhorst oder Bremen würden ja gern auf die Nord-Westbahn ausweichen, wenn sie denn fährt. Jeden Morgen erst der Blick auf die Verspätungs-APP: Wann fährt denn jetzt mein Zug oder fährt er wieder gar nicht? Zuverlässigkeit bei der Bahn sähe anders aus. Schon springt man wieder ins Auto und freut sich auf den Stau bei Huchting.
Dann wird man als Verbraucher noch betrogen. 1780 Verfahren gegen VW sind allein beim Oberlandesgericht Oldenburg anhängig, schrieb die NWZ am 30.10. Da klagen Menschen auf „Entschädigung wegen Schummelei“. Ich weiß nicht, was der Redakteur von VW bekommt, damit er einen handfesten Massenbetrug so niedlich als „Schummelei“ bezeichnet. Als hätte ein Schüler einen Spickzettel benutzt.
Die Werbung setzt noch einen oben drauf:
Am Mittwoch (6.11.19) wurde im Ausschuss für Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz die „Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz der Gemeinde Ganderkesee“ vorgestellt. Leicht positiv die Entwicklung bei den Haushalten. Negativ die des Verkehrs, insbesondere auf der Autobahn aber auch im Ort.
Über „das Klima“ reden wir schon lange. Weltweit und in Ganderkesee: Aufstellung eines Klimaschutzkonzeptes in Ganderkesee (MV-2011/2056). Es ändert sich aber wenig, zu wenig. Das Klimapaket der Bundesregierung stellt niemanden zufrieden (außer Herrn Scheuer und der Autoindustrie, die weiter Riesen SUV anbietet und keine Kleinwagen wie die Japaner – siehe Link unten).
Die Handlungsmöglichkeiten der Gemeinde sind begrenzt. Andere bestimmen die Regeln des Verkehrs. Aber jeder sollte seinen Parteipolitikern mit auf den Weg geben, dass endlich etwas getan werden muss. Zum Beispiel
- Ausbau des Schienenverkehrs. Konkret: Wieder ein zweites Gleis auf den Bahnhöfen in Ganderkesee und Brettorf, damit Züge sich besser ausweichen. Wenn heute ein Zug in Delmenhorst ein Problem hat, kann der Gegenzug in Wildeshausen gar nicht losfahren.
- Eine Nahverkehrsverbindung zwischen Ganderkesee und Oldenburg, die nicht über Delmenhorst läuft. Wer erst mit dem Auto nach Bookholzberg fahren muss, um den Zug zu erreichen, fährt auch gleich mit dem Auto nach Oldenburg.
- Es muss noch viel mehr Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden, für die Möglichkeiten, die es heute schon gibt: das Pendlerportal. Wo öffentlicher Verkehr nicht angeboten wird, sollten Fahrgemeinschaften gebildet werden. https://oldenburg.pendlerportal.de/
- Übrigens könnten Unternehmen dies auch gezielt fördern. Wie? Das findet man unter: https://oldenburg.pendlerportal.de/unternehmen/
Wir vor Ort können unser eigenes Verhalten überdenken und vielleicht auch hier und da ändern. Wir können aber unseren Vertretern in den Parteien Druck machen. Weil wirklich greifen werden nur grundlegende Änderungen an der Verkehrspolitik. Elektromobilität in allen Ehren, aber heute muss sich auch schon etwas tun. Auf vielen Ebenen. Damit irgendwann auch in der CO2 Bilanz für Ganderkesee der Verkehr keine negative Rolle mehr spielt.
Herzlichst
Ulf Moritz
Die erwähnten Spiegel-Online Artikel
https://www.spiegel.de/fotostrecke/suv-statt-kleinwagen-die-auto-neuheiten-im-oktober-fotostrecke-171370.html
Und sonst noch einige Infos:
https://www.gemeindeganderkesee.de/klimaschutz.html
Sauber!, Ulf, kann ja eigentlich nicht so schwer sein, denkt man. Ist es aber halt doch. Nur, wenn jede/r an ihrer/seiner Ecke anfangen würde und ein bisschen Durchhaltevermögen einplanen würde, wäre vielleicht schon eine Menge gewonnen, oder?
Joachim
Du hast recht, kann eigentlich nicht so schwer sein. Deswegen fliegen wird jetzt auch nicht nach Wien sondern nehmen den Nachtzug. Schönen Gruß nach Auroville!