Am 16.9. wurde im Ausschuss für Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz vorgetragen: Vorstellung des Vorentwurfs des Landschaftsrahmenplanes
Vorher gab es noch eine Besichtigung auf dem Acker „Bienenglück“ von Onno Osterloh. Zwei Welten prallten aufeinander. Hier das Versuchsfeld mit erstaunlichen Ergebnissen für Natur- und Landschaftsschutz. Angelegt von einem Landwirt. Dort die Abwehrfront der Landwirte gegen nur die Erwähnung des Begriffes Landschaftsschutzgebiet.
Hier schafft ein Landwirt mit wissenschaftlicher Begleitung eine kleine Oase für Insekten aller Art. Erprobt Formen der Bearbeitung dieses Gebietes. Dort stellt der Landkreis unter Leitung der Dezernentin Frau Langfermann den Entwurf des Landschaftsrahmenplanes vor. Aber das war gar nicht der Knackpunkt, sondern: kaum war die Vorstellung des Entwurfes beendet, gingen vier Arme in die Höhe: Die Landwirte des Ausschusses meldeten sich zu Wort. Es begann ein heftiger Abwehrkampf dagegen, dass Gebiete in der Gemeinde Ganderkesee gekennzeichnet worden sind, die die Voraussetzungen erfüllen, als Landschaftsschutzgebiet festgesetzt zu werden. Das heißt ja erst einmal nichts anderes, als das dort die Landschaft noch nicht vollends durch Siedlung, Gewerbe oder Straßen beeinträchtigt ist. Es wurde befürchtet, dass damit die Landwirtschaft (wieder mal) weitere Auflagen und Behinderungen zu erwarten hat. Es gipfelte in der Behauptung, dass alle Entwicklungen in Ganderkesee zu Lasten der Landwirtschaft geschähen.
Das Problem liegt aber ganz woanders. Dazu zwei Beispiele:
Weltweite Marktwirtschaft und entsprechend globalisierte Landwirtschaft vertragen sich nicht mit Naturschutz. Die Süddeutsche schreibt am 19.9.20 auf der Wirtschaftsseite: „Wer heute – zu Recht – über eine Tierhaltung klagt, die Futter aus Südamerika importiert, das Fleisch exportiert, die überschüssige Gülle aber auf hiesigen Äckern versickern lässt, der findet darin alles, was eine auf Wettbewerbsfähigkeit getrimmte Landwirtschaft ausmacht. Sie ist verwoben in globale Wertschöpfungsketten, dies aber um den Preis gewaltiger externer Kosten. Beispiel Trinkwasser: Es muss aufwendig von Güllerückständen gereinigt werden.“
Konkret: Als die Preisbindung für Milch fiel, haben viele Milchbauern in der Hoffnung auf wachsende Märkte investiert. Auch in Ganderkesee. Dann aber fiel der Milchpreis, und sie saßen auf ihren Schulden und konnten die Kredite nicht bedienen. Pleiten waren die Folge, und die großen Höfe übernahmen. Heute bringt das Importverbot für Schweinefleisch in China die deutschen Bauern in Schwierigkeiten. Wer weiß, wie viele das überleben werden. Wahrscheinlich werden die großen Höfe weiter wachsen und wieder die kleineren verschwinden.
Wer seinen Hof aufgeben muss, hat in der Regel Schulden und steht unter Druck. Das führt zum zweiten Beispiel: Verkaufen oder verpachten? Es gab mal so ein ungeschriebenes Gesetz: Bauern verkaufen nur an Bauern. Lange her. Wer finanziell unter Druck steht und ein bisschen für seinen Lebensabend übrig haben will, verkauft sein Land. Weideland: drei Euro für den Quadratmeter. Land für Gewerbe ungefähr 30 Euro je Quadratmeter. Bauland noch mehr. In Ganderkesee werden Flächen für Baugebiete überwiegend da ausgewiesen, wo der Besitzer des Landes verkaufen will. Es sind also Bauern, die das Land gewinnbringend verkaufen. Es ist hier noch niemand enteignet worden, damit dort ein Häuschen im Grünen gebaut werden konnte.
Die Probleme der Landwirtschaft werden nicht erst durch den Klimaschutz gemacht. Die Probleme entstehen durch die weltweite Marktwirtschaft, an der auch die „großen“ deutschen Landwirte verdienen. Und solange die Präsidenten des Bauernverbandes fast alle von den großen Höfen kamen und kommen, werden sie die Interessen der großen Höfe vertreten. Große Höfe, große Flächen, große Maschinen. Da hat Klimaschutz keinen Platz.
Der Blühstreifen wird zur Alibiveranstaltung? Manchmal. Aber das Beispiel zwei Hektar „Bienenglück“ zeigt, dass hier versucht wird, neue Wege zu gehen. Die neuen Wege sind aufwendig, nur ein Tropfen auf der heißen Stein, aber auch notwendig.
Ich empfehle sehr den Artikel in der Süddeutschen Zeitung (Link siehe unten). Große Veränderungen werden Zeit brauchen und sind weder mit Blühstreifen noch mit dem Landschaftsrahmenplan zu erreichen, auch wenn wir hier vor Ort genau diese kleinen Schritte brauchen! Wir sollten sie nutzen und unterstützen.
Herzlichst
Ulf Moritz
In der gedruckten Ausgabe der Süddeutschen heißt der Artikel: „Mit dem Mähdrescher im Teufelskreis“. Man sieht die technische Entwicklung!
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/landwirtschaft-mit-dem-pflug-im-teufelskreis-1.5037174
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Fotos U.Moritz außer Foto mit den Mähdreschern von hannahlmyers auf Pixabay