Die Ferienpassaktion und der GJR

Ist schon wieder Sommer? Das Wetter sieht gerade nicht so aus aber der Ferienpass naht. Stand in allen Zeitungen. Also muss Sommer sein, jedenfalls bald. Da fällt mir als früherem Berufsjugendlichen doch auf, dass der Gemeindejugendring beim Ferienpass gar nicht mehr erwähnt wird. Gemeindejugendring (GJR) – können sie sich noch erinnern? Es gab mal so einen Ring der Jugendgruppen auch in der Gemeinde Ganderkesee. Er war Träger der Ferienpassaktionen, er führte Veranstaltungen durch, sprach in den Ausschüssen der Gemeinde mit. Er hatte eine so wichtige Funktion in der Gemeinde, dass die Zuschüsse, die die Jugendgruppen für ihre Arbeit bekommen, an die aktive Mitgliedschaft im Gemeindejugendring gekoppelt wurden. Aber mit der Zeit ändern sich die Zeiten. Mehr und mehr übernahm die Jugendabteilung der Gemeinde die Ferienpassaktionen. Irgendwann wurde dann auch der Name GJR aus dem Programmheft gestrichen. Das Jugendparlament versuchte die Rolle eines Sprechers für die Jugend zu übernehmen. Ein „Kommunaler Präventionsrat der Gemeinde Ganderkesee“ betreibt die Bearbeitung jugendrelevanter Themen.

Dann flog der GJR auch noch aus dem Jugendausschuss der Gemeinde. Der 2011 frisch gewählte Gemeinderat wollte nicht so viele „beratende Mitglieder“ in den Ausschüssen. Da musste neben anderen auch der GJR seinen Platz im „Ausschuss für Schulen Jugend und Sport“ räumen. Das war die letzte dem GJR noch verbliebene Funktion und Erika Schröter (SPD), damals Vorsitzende, legte aus Protest ihr Amt nieder. Was nun? GJR auflösen. Man wollte es.

Aber nun kam Carsten Jesußek(CDU). Der wollte es nicht.

„Die Führungskrise im Gemeindejugendring Ganderkesee ist überwunden. Auf der zweiten außerordentlichen Jahreshauptversammlung, die am Mittwochabend im Rathaus stattfand, wurde Carsten Jesußek zum neuen Vorsitzenden gewählt.“ (NWZ vom 12.7.2012)

Er hatte auch einige Pläne. Nur wurde aus allem nichts. Ebenfalls in der NWZ aber vom 12.10.13 ist zu lesen: „Ein Jahr und drei Monate ist es her, dass der Gemeindejugendring einen neuen Vorstand wählte und damit die drohende Auflösung vom Tisch war (die NWZ  berichtete). Seither ist es allerdings still geworden, um den Verein, der sich in den vergangenen Jahren unter anderem um die Verteilung von Fördermitteln der Gemeinde an Jugendgruppen gekümmert hatte.  „Uns gibt es noch“, sagt der Vorsitzende Carsten Jesußek. Allerdings sei eine Menge aufzuarbeiten gewesen, und noch immer sei der neue Vorstand, dem neben Jesußek Christoph Mengel (stellvertretender Vorsitzender), Hans Skuppin (Kassenwart) und Christina Hermanns (Schriftführerin) angehören, nicht im Vereinsregister eingetragen. „Die Eintragung ist beantragt, aber wir sind noch nicht geschäftsfähig“, erklärt Jesußek.“

Das war das letzte was man über den GJR öffentlich lesen konnte. Alles Schnee von gestern und würde niemanden interessieren, wenn die heute geltenden Richtlinien zur Förderung der Jugendpflege und des Jugendsports nicht wären. Sie sehen immer noch eine aktive Mitgliedschaft im GJR als Förderungsvoraussetzung  für die Jugendarbeit vor. Also fragte ich bei der Gemeinde nach. (Per E-Mail am 18.5.16)

 „Was macht eigentlich der Gemeindejugendring. Laut Satzung zur Förderung der Jugendarbeit und des Jugendsports erhält er nach wie vor Geld für seine Arbeit, bekommt er einen Zuschuss für die Ferienpassaktion.
Er wird aber in den Pressemitteilungen zum Ferienpass gar nicht erwähnt.
Die Mitgliedschaft im GJR ist immer noch Voraussetzung für Jugendgruppen, einen Zuschuss zu ihrer Arbeit von der Gemeinde zu erhalten.
Laut Internetseite der Gemeinde Ganderkesee ist Carsten Jesußek immer noch Vorsitzender des GJR.“

Und das ist die Antwort der Gemeinde (ebenfalls per E-Mail, am 26.5.16 –  auszugsweise): …. „Nachdem Carsten Jesußek den Vorsitz des Gemeindejugendrings übernommen hatte, bemühte er sich zunächst intensiv darum, den Verleih von Zelten und Geschirr an die Gemeinde Ganderkesee bzw. einen Verein zu delegieren. In Zusammenhang mit dem Beginn der „Flüchtlingskrise“ im Herbst 2015 wurden die Zelte und das Geschirr in Absprache mit dem GJR an das DRK übergeben. Eine Rückgabe an den GJR ist nicht geplant.“

Und weiter: „Die Richtlinie für die Förderung der Jugendarbeit in der Gemeinde Ganderkesee sollte eigentlich in Zusammenhang mit der Auflösung des GJR entsprechend der Veränderungen angepasst werden. Das ist bisher noch nicht geschehen. Es ist allerdings sichergestellt, dass kein Verein Einschränkungen in Zusammenhang mit der Jugendförderung erfährt.“

Bleibt zusammenzufassen: Die Vereine erhalten die Zuschüsse für ihre Jugendarbeit weiterhin, obwohl die satzungsgemäße Bedingung – aktive Mitarbeit im GJR – nicht erfüllt ist. Es ist wirklich zu begrüßen, dass die Verwaltung hier mal großzügig über die eigenen Regelungen hinwegsieht. Sie sollte aber vielleicht nicht auf die Auflösung des GJR warten, um ihre Richtlinien anzupassen. Carsten Jesußek (CDU) ist im Wahlkampf und hat sicher andere, medienwirksamere Dinge zu erledigen als sich zusammen mit Erika Schröter (SPD und ebenfalls im Wahlkampf) um die Auflösung des GJR zu kümmern.

Aber schön wäre es doch, wenn diese Dinge mal „beordnet“ werden, wie man im schönen Verwaltungsdeutsch zu sagen pflegt.

Herzlichst

Ulf Moritz

 

 

 

https://www.ferienpass-ganderkesee.de/
http://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/ganter-rallye-im-ferienpass_a_1,0,490333754.html
160529 NWZArtikel GJR
http://www.gemeindeganderkesee.de/praeventionsrat.html
http://www.gemeindeganderkesee.de/fileadmin/documents/ortsrecht/424_Foerderung_der_Jugendarbeit_01.pdf
  Hier besonders die Punkte: I.2e; III und IV