Man klopft sich auf die Schulter: „Beim Wohnungsbau ist die Gemeinde Ganderkesee „gut im Rennen“, findet Peter Meyer – mit dem „Rennen“ meinte der Leiter des Fachbereichs Gemeindeentwicklung am Donnerstagabend im Rathaus das Wohnraumversorgungskonzept des Landkreises Oldenburg für den Zeitraum 2016 bis 2020, bei dem Ganderkesee dem Ziel näher ist, als viele dachten.“(NWZ)
Aber im sozialen Wohnungsbau schränkt Peter Meyer ein: „Hier ist die Gemeinde von der Zielvorgabe „eine ganze Ecke entfernt“, wie Peter Meyer einräumte. 83 neue Wohneinheiten „im preisgebundenen Segment“, wie es im Amtsdeutsch heißt, soll die Gemeinde Ganderkesee bis 2020 zur Verfügung stellen. Bisher sind seit 2016 zwar 67 Wohnungen mit Preisbindung entstanden oder zumindest vertraglich abgesichert. Letzteres bedeutet aber, dass sie noch nicht gebaut wurden und einige von ihnen bis Ende 2020 wohl auch nicht fertig werden. Die Gemeinde werde auch künftig in den Bebauungsplänen keine feste Quote für geförderten Wohnungsbau festlegen, so Meyer, sondern in jedem Einzelfall „situationsbedingt und standortangepasst“ entscheiden.“ (NWZ)
Den Ratsmitgliedern werden die Verträge mit der Erschließungsfirma (meistens Schüttke Haus Bau GmbH) nicht vorgelegt. Und wie man hört, kann sich die Firma von den „vertraglichen Absicherungen“ nach einer gewissen Schamfrist auch lossagen. Dann geht es eben nicht.
Das klang mal anders:
Bei der CDU im Wahlprogramm zur Kommunalwahl 2016:
„Wohnbebauung ermöglichen
Um die örtliche Infrastruktur zu verbessern, hält es die CDU laut Wahlprogramm für erforderlich, dass Ganderkesee neue Flächen zur Wohnbebauung hinzukauft, um diese preiswert an junge Familien abzugeben.“ (DK vom 8.6.16)
Es ging 2016 vielen Menschen um bezahlbaren Wohnraum, nicht nur um sozialen Wohnungsbau, der, wie wir gesehen haben, stiefmütterlich behandelt wird.Aber schauen wir mal, was der Wohnungsmarkt bei kleinen Wohnungen zu bieten hat. Ebay steht ja schon im Titlebild: Bei der Suche nach zwei bis drei Zimmer Wohnungen waren keine Anzeigen zu finden (11.9.19). Aber es gibt ja noch Immowelt, Immonet und Immobilienscout 24. Da finde ich:
Preiswerter Wohnraum ist das nicht. Was Peter Meyer hier feiert ist Wohnraum für gutsituierte Mittelstandmenschen. Auch die brauchen Wohnungen, gelegentlich auch kleine. Aber es sind eben keine kleinen, bezahlbaren Wohnungen für Singles (alt oder jung), die nicht irgendwo noch ein Erbe haben.
Wenn die Parteien ihre Wahlziele umsetzen (was ich sehr schön fände) dann müssen sie wohl andere Wege gehen:
1. Peter Meyer (bzw der Verwaltung) eine klare Vorgabe für die Verträge mit der Erschließungsfirma geben. Sozialwohnungen müssen unverzichtbar werden.
2. Dann muss die Gemeinde es vielleicht auch in die eigene Hand nehmen, Grundstücke zu erwerben, zu erschließen und zu vermarkten. Nur so kann man wirklich Einfluss nehmen! (Siehe CDU Wahlprogramm!)
Ich sehe jedenfalls keinen Anlass, sich selbstzufrieden zurückzulehnen.
Der Gemeinderat ist am Zug!
Herzlichst
Ihr Ulf Moritz
Der Artikel in der NWZ dazu https://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/wirtschaft/ganderkesee-gemeindeentwicklung-in-ganderkesee-beim-
wohnungsbau-weiter-als-gedacht_a_50,5,3311558001.html
Einen interessanten Leserbrief fand man heute auch in der NWZ von Martin Faqeri
und 2016 gab es hier im Politblog schon einmal einen Artikel über Wohnungen:
Der Speckgürtel von Bremen macht seinem Namen ja wohl alle Ehre.
Du musst den Speck schon mitbringen!
Dieser Kommenar erreichte mich auf anderem Wege. Ich habe mir erlaubt, ihn neu zu zuordnen
Ewald Razek
Meine Frau und ich ( und kleiner, alter Hund) hatten im Frühjahr das Problem : Unüberbrückbare Differenzen mit dem Vermieter in Bookholzberg. Ein schneller Auszug unabwendbar. Meine Frau arbeitet in Bookholzberg, hat aber keinen Führerschein, ergo musste ein Wohnung in Bookholzberg her oder meine Frau gibt die Arbeitsstelle auf. Aber freie Wohnungen in Bookholzberg fast „Null“, bezahlbar schon gar nicht. Inzwischen wohnen wir 1/3 teurer aber in Bookholzberg. Meine Frau bräuchte eingentlich gar nicht arbeiten gehen, denn 1/3 mehr Miete frisst ihren Lohn völlig auf. Die Arbeitgeber meiner Frau, mussten in eine total verbaute kleine DHH ziehen ( 1250€ Miete ), da auf dem Wohnungsmarkt in Bookholzberg nichts zu kriegen ist. Auf einem guten Weg, sieht anders aus.
Es gibt auf meinen Antrag hin einen Beschluß des SPD Ortsverein Ganderkesee das in jedem Baugebiet ein prozentual festgelegter Anteil (20% ?) der Wohnungen in diesem Preisbereich liegen muß. Dieser Beschluß war aber im Gemeinderat leider nicht durchsetzbar. In vielen anderen Orten und Städten ist so etwas selbstverständlich.
Aber daran sollten wir festhalten!