Am Wochenende war ich auf einer Hochzeit. Es war ein schönes Fest. Feierlich und fröhlich. Eben eine Hochzeit. Aber es war dennoch etwas Besonderes für mich, war es doch das erste Mal, dass ich auf einer Hochzeit war, die keine Hochzeit war. Jedenfalls nicht offiziell. Im Amtsdeutsch war es eine „Verpartnerung“. Zwei Frauen haben geheiratet oder sagt man nun: haben sich „verpartnert“? Am Ende war das allen egal. Zwei Menschen haben nicht nur sich selbst sondern öffentlich und rechtlich verbindlich gesagt: Wir wollen zusammenleben. Wir wollen füreinander sorgen. Wir wollen füreinander Verantwortung übernehmen.
Man mag mich altmodisch nennen, aber ich finde es immer noch wunderbar, wenn zwei Menschen sich sich lieben und sich so zueinander bekennen. Es ist ein bewusster, verantwortungsvoller Schritt, der eben noch mehr ist, als einfach zusammenzuziehen. Nebenbei ist es auch für die Gesellschaft gut, denn die beiden verpflichten sich auch finanziell füreinander einzustehen.
Aber ich mache mir dann auch so meine Gedanken darüber, dass eine gleichgeschlechtliche Ehe in dieser deutschen Gesellschaft noch immer nicht der „normalen“ Ehe völlig gleichgestellt ist. Es gibt nach wie vor Widerstände dagegen. Die AfD hat auf ihrem Parteitag gerade das „BEKENNTNIS ZUR TRADITIONELLEN FAMILIE ALS LEITBILD“ in ihr Programm aufgenommen. Hier sind sie sich erstaunlich einig mit dem von ihnen so leidenschaftlich abgelehnten Islam. Auch in den konservativen Kreisen der christlichen Kirchen haben Homosexuelle noch immer große Schwierigkeiten. Homophobie ist ein weit verbreitetes Phänomen in Deutschland (TAZ http://www.taz.de/!5067193/ )
Mal abgesehen davon, dass ich mich nicht in die sexuellen Vorlieben anderer Menschen einmischen will, weil das ihre Sache ist und mich nichts angeht, müssen wir aufpassen, dass die Freiheiten, die in langen Jahren erkämpft worden sind, nicht gefährdet werden, weder durch erzkonservative Parteien noch durch entsprechende Religionsvertreter. Die Grundrechte unserer Verfassung sind die unveräußerlichen Menschenrechte. Sie beginnen in den ersten fünf Artikeln mit den Rechten des Individuums. Dann kommen die Rechte der Familie und Schule und alle Dinge, die die Gemeinschaft betreffen. Diese Reihenfolge hat ihren guten Grund.(http://www.gesetze-im-internet.de/gg/index.html)
Und was hat das nun mit der VHS in Ganderkesee zu tun?
Am 16.3.16 hat die regioVHS Ganderkesee- Hude in den Ausschüssen einen Bericht über ihre Tätigkeit abgegeben. Dort wird deutlich, das Bereich der politischen Bildung sowohl von den Teilnehmerzahlen her und besonders in Bezug auf die Unterrichtsstunden drastisch zurückgegangen ist.
Da komme ich zwngsläufig zur Bildung auf Bestellung: http://ulf-moritz.net/bildung-auf-bestellung
Die VHS sollte den konkreten Auftrag erhalten, mehr politische Bildung zu machen. Damit meine ich nun nicht einen Vortragsabend oder eine netten Kurs über das Grundgesetz, in dem ein kleiner Kreis über die Probleme der Welt lamentiert. Das muss viel konkreter und gezielter sein: Fortbildung für Erzieherinnen über die Integration von Flüchtlingskindern in die Gruppen und wie nehme ich deren Eltern bei der Frage der Geleichberechtigung der Geschlechter mit. Kurse für Lehrer, die lernen müssen, wie man mit religiöser Intoleranz umgeht, wie ich strenggläubige Eltern überzeug, das Sexualkunde nicht des Teufels ist. und das Mädchen schwimmen lernen sollten. Das wären nur zwei von hundert Beispielen.
Aber wichtig ist: Die Gemeinde Ganderkesee betreibt eine Bildungseinrichtung. In Anbetracht der politischen Entwicklung, des Erstarkens populistischer Kräfte wie der AfD, des Zustroms von Menschen aus anderen Kulturkreisen, ist politische Bildung wichtiger denn je. Und politische Bildung fängt in der KiTa an.
Auch Kinder sollen sich nicht erschrecken sondern sich freuen, wenn zwei Menschen heiraten – egal welchen Geschlechts.
Herzlichst
Ulf Moritz
PS: Unterstützung für eine solche Bildungsarbeit könnte auch von Landeszentrale für politische Bildung kommen, deren Errichtung der Landtag am 14.4.16 besschlossen hat, übrigens mit den Stimmen der CDU und FDP, die 2004 eben diese Einrichtung abgeschafft haben.
Ein Gedanke zu „Hochzeitsglocken und Politik“
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